Die Diskussion über ein mögliches Laptopverbot auf bestimmten Flügen, das der Bundesinnenminister ins Spiel bringt, zeigt, wie wenig die Bundesregierung über digitale Produktivität weiß.

UPDATE: Inzwischen ist die drohende Verschärfung der Handgepäcksregeln vorerst vom Tisch, schreibt die Süddeutsche Zeitung. Auch bei Flügen aus Abu Dhabi in die USA dürfen Laptops inzwischen wieder ins Handgepäck, berichtet Travelpulse.
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„Im Zweifel geht die Sicherheit vor Bequemlichkeit.“ So äußert sich Bundesinnenminister Thomas de Maizière jüngst. Es geht darum, bei Flügen die portablen Rechner vom Handgepäck in den Frachtraum der Maschine zu verbannen. Gründe sind Sicherheitsbedenken, angestoßen wurde diese Regelung seitens der USA.
Der Bloggerclub bezieht hier klar Stellung: Diese Regel hätte üble Konsequenzen nicht nur für seine Mitglieder. Zudem sieht der Innenminister es falsch, wenn er Laptops als Bequemlichkeit sieht. Nicht nur für Blogger oder Solopreneure sind sie zentrale Arbeitsgeräte, sondern für jeden Business-Reisenden.
Laptops sind keine Bequemlichkeit, sondern DIE Arbeitszentrale vieler Reisender
Für die meisten Blogger sind Laptops das zentrale Arbeitsgerät. Hier sammeln und bearbeiten sie eventuell Bilder und Videos, hier verfassen sie ihre Texte. Geschäftsleute reisen hier mit Präsentationen, Bilanzdaten und weiteren wichtigen Informationen.
Kurz: Der Laptop hat einen enormen Wert, der weit über den Materialpreis hinausgeht.
Im Kabinengepäck haben Reisende ihre Laptops ständig unter Kontrolle und können damit vorsichtig umgehen. Jeder der hingegen schon einmal beim Verladen von Gepäck zugesehen hat, dem wird bei dem Gedanken schlecht, dass vielleicht sein MacBook mit teuren Daten darauf gerade durch die Luft geworfen wird.
Zudem: So gut wie nie verliert man Handgepäck. Dass aber aufgegebenes Gepäck zu spät oder gar nicht ankommt oder bei einem Transfer zum falschen Flughafen geschickt wird, dürfte fast jedem Vielflieger schon passiert sein.
Und dann? Der Businessreisende hat seinen Präsentationsrechner nicht, dem Blogger fehlt seine gesamte Produktionsplattform.
Wer das nicht versteht und dafür keinerlei Empathie empfindet, braucht dann wahrlich keine positive Bilanz einer digitalen Agenda mit verkünden. Er zeigt dann schlicht komplette Ignoranz gegenüber der digitalen Arbeitswelt.
Der Laptop ist mobiles Büro zu jeder Zeit
Selbst ohne Verlust des Geräts wäre der wirtschaftliche Schaden bei einem Laptopverbot enorm. Denn nicht nur während des Fluges, sondern auch am Flughafen sind Blogger, Solopreneure und Business-Reisende aller Art hochproduktiv. Das ist ein Grund, warum Flughäfen in Deutschland mittlerweile alle WLAN anbieten.
Hier werden Texte verfasst, mit Kollegen an Präsentationen gefeilt, Excel-Charts erstellt, noch an Software-Produkten programmiert, und und und. Diese Produktivität fällt ersatzlos weg. Ein Arbeiten mit Stift und Zettel, wie es der Bundesinnenminister vielleicht noch praktiziert, hat nicht nur für Blogger heutzutage schlicht keinen Sinn mehr.
Was bislang bei der Diskussion wenig beachtet wird: Auch Foto- und Video-Kameras sind von dem drohenden Verbot betroffen. Lediglich Smartphones sollen weiterhin ins Handgepäck dürfen.
Völlig ungeklärt ist die Haftungsfrage: Was passiert, wenn die empfindlichen Geräte im aufgegebenen Gepäck beschädigt werden? Nach aktuellen Stand gelten die lächerlich niedrigen Haftungsbeschränkungen des Montrealer Übereinkommens: maximal knapp 1.400 Euro pro Passagier.
Die Frage bleibt: Wie erhöht dieses Verbot die Sicherheit?
Die Produktivität wäre durch ein Laptop-Verbot im Handgepäck klar eingeschränkt. Wie sich dadurch die Sicherheit hingegen erhöht, ist noch nicht schlüssig erklärt. Fluggesellschaften weisen sogar auf die erhöhte Gefahr eines Feuerausbruchs von Laptops in Frachträumen hin.
Laptops im Handgepäck müssen bereits beim Check-in in den Abflugbereich gezeigt, oft sogar angeschalten werden. Sie werden durchleuchtet und im Zweifel testet das Sicherheitspersonal mit einem Teststreifen auf Sprengstoff.
Fazit: Der Bloggerclub wendet sich gegen Laptopverbot auf Flügen
Der Bloggerclub vertritt Blogger bis hin zu Content-Marketeers – für seine Mitglieder sind Laptops zentrale Arbeitsgeräte, deren Wichtigkeit dem Bundesinnenminister nicht bewusst zu sein scheint.
Der Bloggerclub appelliert auch im Namen vieler Business-Reisender eindringlich an die Bundesregierung, sich nicht nicht hinter ein Laptop-Verbot zu stellen. Es ist wirtschaftlich schädlich und von zweifelhaftem Nutzen.
Stephan Goldmann, stephan.goldmann @ bloggerclub.de
Ich habe bei mir nochmal alle Fakten im Detail zusammengetragen – inklusive der Aspekte Ersatz-Akku, Kameras & Co.: https://www.cruisetricks.de/laptop-und-kamera-bald-nicht-mehr-im-handgepaeck/
Es ist zutieft frustrierend, was da möglicherweise auf uns zukommt. Ganz ehrlich: Wenn das kommt, habe ich keine Ahnung, wie ich meine Arbeit weiter vernünftig machen kann. Wenn meine Kamera in den Koffer muss, dann kann ich sie auch gleich zu Hause in den Müll werfen und mir die ganze Streiterei mit der Airline sparen …
Wenn das wirklich kommt, sind Flugreisen für mich Geschichte.
Vielleicht müssen die Geschäftsreisenden nur lange genug zusammenhalten und nicht fliegen. Dann gehts den Fluggesellschaften an’s Geschäft plus den Reiseveranstaltern und wenn das „Geschrei“ dann laut genug wird, kommt vielleicht ein einlenken?
Aber wahrscheinlich nehme es alle einfach hin und nix passiert.
Ja, das war auch mein erster Gedanke: Verbot kommt und Zehntausende Business-Reisende stornieren sofort ihre Flüge. Wird aber leider nicht passieren, fürchte ich …
Vielleicht müsste man sich mit Branchenverbänden wie der Bitkom zusammentun, vielleicht auch mit der IHK. Dass wir hier klar Stellung beziehen ist schon mal ein sehr guter Anfang.